Zeiteinteilung brauchten Menschen, seit sie die Erde bevölkerten, und sie wurde getroffen nach den Notwendigkeiten des Lebensablaufes ebenso wie nach religiös-kultischen Vorstellungen.
Der Wandel der Sterne, wie Aufgang von Sonne und Mond und deren Untergang, erlebten die Menschen als großes Geheimnis, dem sie Einfluß auf die Geschicke menschlichen Lebens zuschrieben. Dahinter aber sahen sie das Wirken göttlicher Mächte, der Sternengötter. So wurden die Namen der Wochentage nach den Sternengöttern benannt. Geblieben sind davon bis heute manche Wochentagsnamen (Dienstag etwa oder Donnerstag). Die sieben Planetengötter bestimmten auch, so glaubte man, in einem siebenjährigen Zyklus das Leben des Menschen.
Wie aus dem Schöpfungsbericht des Alten Testamentes ersichtlich ist, galt die siebentagewoche mit dem gottgeweihten Sabbat als etwas Gottgegebenes. Die Christen hingegen hielten zum Gedachtnis an die Auferstehung Jesu den ersten Tag der Siebentagewoche als Tag des Herrn, also als Feiertag, der Gott geweiht ist.
In Mitteleuropa bestimmen Heiligenfeste weithin die Zeiteinteilung des Kalenders. Auch bürgerliche Termine waren in mancherlei Weise an Heiligenfeste gebunden, ebenso die bäuerlichen Wetterregeln.
Das Wort „Kalender“ ist im Deutschen als Lehnwort nach dem lateinischen Wort „calendae“, was den ersten Monatstag bezeichnet, überliefert.
Nach heutiger Kenntnis zählt das bürgerliche Jahr als Sonnenjahr 365,24219 Tage, das sind 365 Tage,
5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Zwölf Mondumläufe hingegen ergeben 354,36 Tage, also knapp elf Tage weniger als ein Sonnenjahr. Da weder das bürgerliche Jahr als Sonnenjahr, noch das Mondjahr eine immerwährend gleiche Zahl von Tagen garantieren können, hat man zu allen Zeiten, bei allen Völkern Systeme von Schalttagen oder Schaltjahren eingeführt.
Kalender bei den Juden
Da die Juden den Kalender wohl von den Babyloniern übernommen haben, rechneten sie mit einem Mondjahr von 12 Mondmonaten zu je 29 oder 30 Tagen. Und um dem Rhythmus der Jahreszeiten gerecht zu werden, also mit Sonnenjahren rechnen zu können, glichen sie die Differenz zwischen Mond-und Sonnenjahr von etwa 11 Tagen alle zwei oder drei Jahre durch einen zusätzlichen Schaltmonat aus.
So zählt das jüdische Jahr in Aufeinanderfolge als Gemeinjahr 353, 354, 355 Tage, als abgekürztes Schaltjahr 383 Tage als ordentliches Schaltjahr 384 Tage, als überzähliges Schaltjahr 385 Tage. Die Differenz zwischen Sonnen- und Mondjahr wurde durch das Schaltjahr alle zwei oder drei Jahre ausgeglichen. Der jüdische Kalender wurde in der Form, in der er heute gilt, im 2. Jahrhundert nach Christus festgelegt. Der Monatsanfang ist durch einen gedachten, gleichförmig bewegten Mond festgelegt, welcher dem astronomischen Sachverhalt nicht entspricht.
Jahresanfang ist der 1. Nisan (April), was im Gefolge der Zeit nicht immer so war. Der Tag beginnt um 18 Uhr und wird in 24 Stunden eingeteilt. Die Jahres-zählung im jüdischen Kalender beginnt im Jahr 3761 vor Christus, das im 10. Jahrhundert nach Christus aus den biblischen Geschlechterregistern als Jahr der Erschaffung der Welt errechnet worden ist. Demnach ist etwa der Neujahrstag 1980 der Neujahrstag des Jahres 5741. Am 15. September 1993 beginnt das Jahr 5754.
Das höchste und wohl auch älteste Fest im jüdischen Jahr ist das Passah, das in der Vollmondnacht des Monats Nisan gefeiert wird. Der 14. Nisan ist auch der Osterfest-Errechnung der Christen zugrundegelegt.
Kalender der Moslem
Die islamische Zeitrechnung ist unabhängig von den Jahreszeiten und hat ein reines Mondjahr von zwölf Mondmonaten zu abwechselnd 29 und 30 Tagen. In jeweils 30 Jahren werden neben die Gemeinjahre mit 354 Tagen elf Schaltjahre mit 355 Tagen eingefügt. Da das Jahr in der islamischen Zeitrechnung gegenüber dem Sonnenjahr um elf Tage kürzer ist, läuft der 1. eines bestimmten Monats im Lauf von 33 Jahren rückwärts durch alle Jahreszeiten.
Beginn für die Zeitrechnung der Moslem ist der 16.07.622 n.Chr., nämlich mit dem Beginn der Auswanderung Mohammeds aus Mekka nach Medina.
Länder, wie etwa die Türkei, verwenden neben dem islamischen Kalender auch den gregorianischen.
Der Kalender der Römer
Die Römer rechneten in ihren ältesten Zeiten mit einem Mondjahr von 354 Tagen, das durch willkür lieh eingefügte Schaltmonate in etwa den Jahreszeiten angeglichen wurde. Die Monate hatten 29 oder 31 Tage. Das Jahr begann mit dem Neumond im März, daran erinnert noch der Name unseres dritten Monats „März“.
Aber auch die Monatsnamen von September bis Dezember erinnern an den Jahresbeginn im Monat März. September ist siebenter Monat nach Jahresbeginn (septem = sieben).
Im Jahre 46 v.Chr, führte Gaius Julius Cäsar auf den Rat des Astronomen und Mathematikers Sosigenes aus Alexandria eine wichtige Verbesserung des römischen Kalenders durch. Er ersetzte das Mondjahr durch das Sonnenjahr mit nun 365,25 Tagen. Dann setzte er das Jahr 45 v.Chr. mit 15 Monaten zu insgesamt 445 Tagen an. Dadurch kam der Anfang des Kalenderjahres, der in den Herbst zurückgeglitten war, in die Nähe der Wintersonnenwende zu liegen. Dann verfügte Cäsar, daß auf je drei Gemeinjahre zu 365Tagen ein Schaltjahr mit 366 Tagen folgen sollte. Als Jahresanfang bestimmte Cäsar den Tag des mittleren Neumondes nach der Wintersonnenwende des Jahres 46 v.Chr. und nannte diesen Tag 1. Januar des Jahres 709 nach der Gründung Roms. So nahm also Cäsar als Ausgangspunkt der Jahres-zählung das sagenhafte Datum der Gründung Roms im Jahre 735 vor Christus.
Schon sehr bald nach Inkrafttreten der Julianischen Kalender-Reform geriet in Unordnung ,weil die hiefür zustandigen Beamten in Rom zwischen 42 v.Chr. und 9 v.Chr irrtümlicher Weise jedes dritte Jahr als Schaltjahr berechneten und damit in diesem Zeitraum sich eine Verschiebung bis zu drei Tagen ergab. Kaiser Augustus bestimmte deshalb, daß von 8 v.Chr. bis 7 n.Chr. alle Schalttage auszufallen haben. Auf Cäsar gehen auch die bis heute gültigen Monatslängen zurück. Ebenso fixierte Cäsar den Beginn der Jahreszeiten. Der siebente Monat im Jahr erhielt ihm zu Ehren den Namen Julius -Juli, der achte Monat den des Kaisers Augustus -August. Das war eine Ehrung für die beiden Männer: Cäsar ist am 12.07.100 geboren, Augustus am 19.08.14 n.Chr. gestorben.
Die Monatsnamen:
Januar- nach dem Gott Janus, Gott des Neubeginns.
Februar – nach den „februa“,
Reinigungsopfer am Jahresende,
denn vor der Kalender-Reform durch Cäsar war Jahresbeginn im März.
März – nach dem Kriegsgott Mars;
im Frühjahr zog man in den Krieg.
April – nach dem Wort „apricus“, sonnig, Blütenmonat.
Mai – nach Majus,
dem Gott des Wachstums.
Juni – nach der Himmelsgöttin Juno, Gattin Jupiters.
Juli – nach Gaius Julius Cäsar. August – nach Kaiser Augustus.
September bis Dezember – nach der Zählung der Monate von März an: 9. bis 12. Monat. Dafür die lateinischen Zahlen:
September – „septem“: sieben Oktober – „octo“: acht November – „novem“: neun Dezember – „decem“: zehn.
Der gregorianische Kalender
Zur Zeit Cäsars fiel der astronomische Frühlingsbeginn auf den 25. März. Doch war das Julianische Jahr mit 365,25 Tagen gegenüber dem wahren astronomischen Zeitwert um 11 Minuten und 10 Sekunden zu lang angenommen, so daß der Frühlingsbeginn im Jahre 1582 bereits auf den 11. März vorgerückt war. Mit Zustimmung von Papst Gregor XIII. wurde der Frühlingsbeginn mit 21. März Null Uhr angesetzt und das Jahr 1582 um 10 Tage verkürzt. Deshalb folgte in jenem Jahr auf Donnerstag, den 04.10.1582 unmittelbar Freitag, der 15.10.1582. Die Länge des Jahres wurde mit dem verbesserten Wert von 365,2425 Tagen angenommen und war nun nur noch 26 Sekunden zu lang. Das wird sich erst im Jahr 4900 auf einen Tag zuviel summieren. Die Julianische Schaltperiode wurde beibehalten; so werden die Jahre, deren Ziffernsumme durch vier teilbar ist, einen Schalttag haben, den 28. Februar.
Die katholischen Staaten übernahmen diesen Kalender sofort, die übrigen europäischen Staaten und die Länder der Ostkirchen erst nach und nach; als letztes, sich Europa zugehörig fühlendes Land, die Türkei im Jahre 1927 unter Kemal Atatürk.
Eine weitere Kalenderreform?
An der Gestaltung des Kalenders sind weltweit die verschiedensten Gruppierungen interessiert und wurde eine Reihe von Vorschlägen vorgelegt: Religionsgemeinschaften, Staatsverwaltungen, wirtschaftsführende Gruppen, Astronomen, Meteorologen und Geophysiker. Gemäß der verschiedenen Interessenlagen sind auch die Wünsche für eine neuerliche Kalender-Reform verschieden: Vom Festhalten am Gregorianischen Kalender bis zu einer völligen Änderung derart: daß das Jahr aus 52 Wochen mit 364 Tagen bestehen soll und der 365. oder in Schaltjahren der 366. Tag soll ohne Wochen-und Monatszählung als Weltfeiertag begangen werden. Wegen heftigsten Widerstandes von verschiedenen Seiten wurde die Befassung mit diesem Vorschlag im Jahre 1956 auf unbestimmte Zeit zurückgestellt.
Das II. Vatikanische Konzil äußerte sich im Anhang zur Liturgiekonstitution so: „Von den verschiedenen Systemen, die zur Festlegung eines immerwährenden Kalenders und dessen Einführung im bürgerlichen Leben ausgedacht werden, steht die Kirche nur jenen nicht ablehnend gegenüber, welche die Siebentagewoche mit dem Sonntag bewahren und schützen, ohne einen wochenfreien Tag einzuschieben, so daß die Folge der Wochen unangetastet bleibt; es sei denn, es tauchten schwerwiegende Gründe auf, über die dann der Apostolische Stuhl zu urteilen hat“.
Die Woche
Die Siebentagewoche kannten die Babylonier schon um 1600 v.Chr. Davor rechneten die Babylonier mit einer Fünftagewoche. Der Ursprung der Siebentage-zählung dürfte ein religiöser sein, nämlich die Verehrung der sieben Planetengötter, welche die GesamtOrdnung des Kosmos verkörpern. Von der Siebenzahl der Tage einer Woche wurde diese Zahl zur heiligen Zahl und war als solche bekannt bei Ägyptern, Griechen, Römern, bei den Israeliten, im Alten und deshalb auch im Neuen Testament und im ganzen christlichen Raum bis in unsere Tage.
Die Israeliten übernahmen die Siebentagewoche wohl von den Babyloniern, möglicherweise schon durch Abraham. Aber die Benennung nach den Planeten für die einzelnen Tage ist in Babylonien erst im ersten vorchristlichen Jahrhundert nachweisbar. Nach der Ordnung des Abstandes der Planeten von der Erde, von außen nach innen, wurden die Tage benannt: Saturn – Jupiter – Mars – Sonne – Venus -Merkur – Mond. Griechen und Römer übernahmen die Tagesbenennung nach den Planeten, aber ohne obige Reihenfolge festzulegen. Die Germanen übernahmen die Siebentagewoche, ersetzten die Tagesnamen aber nach Namen eigener Gottheiten.
Kaiser Konstantin erklärte die Siebentagewoche im Jahr 321 n.Chr. zum Gesetz und erklärte den ersten Tag (Sonntag) zum öffentlichen Ruhe- und Feiertag.
Die heute gebrauchten Namen der Wochentage:
Sonntag – lateinisch Dies Solis, Tag des Sonnengottes althochdeutsch: sunun tac
Montag – lateinisch Dies Lunae, Tag der Mondgottheit ahd: als Lehnwort aus dem Lateinischen: mana tac
Dienstag – lateinisch Dies Martis, Tag des Kriegsgottes Ares ahd: Tag des Kriegsgottes Ares, im Süddeutschen als Irtac geblieben.
Mittwoch – lateinisch Dies Mercurii,
Tag des Mercur (Gott der Kaufleute) im Germanischen Wodanstag; doch im 10. Jahrhundert setzte sich durch kirchlichen Einfluß Mittwoch – Mitte der Woche – durch.
Donnerstag – lateinisch Dies Jovis, Tag des Jupiter
ahd: Tag des Wettergottes Donar; im Süddeutschen setzte sich Pfinztag durch, von griech. Pempe – fünfter Tag
Freitag – lateinisch Dies Veneris
Tag der Venus
Im ahd Tag der Göttin Freya, Gattin Wodans und Schützerin der Fruchtbarkeit und des häuslichen Lebens.
Samstag – lateinisch Dies Saturnius, Tag des Saturn
im süddeutschen Raum aus dem vulgärgriechischen sambaton (Sabbat)
ahd: sambaztac. Im Norddeutschen ahd: sunun abent – Sonnabend.
Im Mittelalter suchte man die heidnischen Benennungen durch Namen, die auf Heilige zurückgehen, zu ersetzen, was sich aber nicht durchsetzte. Der Gregorianische Kalender ist dem tatsächlichen jährlichen Sonnenlauf erstaunlich gut angepaßt. Trotzdem gibt es Stimmen, die am gegenwärtigen bürgerlichen Kalender verschiedene Unregelmäßigkeiten bemängeln: so der Fehler der Jahreslänge (um 26 Sekunden zu lang), die verschiedenen Monatslängen, oder daß jedes Jahr, jeder Monat mit einem anderen Wochentag beginnen, aber auch die Frage einer Fixierung des Osterdatums wird ventiliert.
Auch in früherer Zeit wurde versucht, neue Kalender einzuführen, was sich aber nicht bewährte: so der französische Revolutionskalender vom 22.09.1792, dem Tag der Ausrufung der französischen Republik. Napoleon führte aber mit dem 01.01.1806 wieder den Gregorianischen Kalender ein.
Im Jahr 1849 machte der französische Philosoph und Soziologe Auguste Compte den Vorschlag, das Jahr in 13 Monate zu je vier Wochen (28 Tage) einzuteilen, wobei der 1. Tag eines jeden Monats auf einen Montag fallen sollte. Dieser Vorschlag fand aber keine Anerkennung.
Ein weiterer Versuch wurde 1917 in der russischen Oktoberrevolution eingeleitet, indem man eine Fünftagewoche einführte. Doch wurde dieser Versuch schon 1919 aufgegeben und an Stelle des in Rußland gebräuchlichen Julianischen Kalenders mit 14.02.1918 der Gregorianische Kalender eingeführt.
So hat der Kalender bei verschiedenen Völkern, zu verschiedenen Zeiten immer wieder Änderungen erfahren. Ob der heute weltweit verwendete Gregorianische Kalender bis in fernere Zukunft in Verwendung bleiben wird, kann heute nicht gesagt werden.
Comment here
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.