Fastenmonat Ramadan
„0 Gott, dies ist der Monat Ramadan, in dem Du den Koran als Richtschnur der Menschen herniederge¬sandt hast. Dies ist der Monat der Übung, der Rückkehr zu Dir, der Buße, der Vergebung und des Erbarmens. O Gott, stehe mir mit Deiner gnädigen Hilfe bei und leite mich dadurch zum Gehorsam gegenüber Dir. Gewähre mir die Gaben dieses Monats und bewahre mich in der Buße“- so lautet ein Ramadangebet
In der „Nacht der Sichtung“ wird der Beginn des Fastenmonats Ramadan (türkisch: Ramazan) gefeiert. Muslime fasten einen Monat lang von Beginn der Morgendämmerung bis zum Untergang der Sonne. Während des Zeitraums der Helle enthalten sich alle Erwachsenen, ihrer Sinne mächtigen und gesunden Muslime der Nahrung, Getränke, Genußmittel (z.B. Rauchen) und des Geschlechtsverkehrs. Das Fa¬sten gilt als ein Gebot Gottes. „Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrieben zu fasten, so wie es den Men¬schen, die vor euch lebten, vorgeschrieben war. Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig sein (…). Gott will es euch leicht und nicht schwer machen“ (Sure 2,183.185). Fasten ist Ausdruck von „Gottesfurcht“. Muslime stellen ihr Fastengebot ausdrücklich in die jüdischen und christlichen Fastentraditionen hinein. Die Fastenforderungen sind kein sklavisch zu befolgendes Gesetz; denn Altersschwache, unheilbar Kranke und Kinder sind vom Fasten befreit. Reisen¬de, schwangere und stillende Frauen, Kranke und Alte können ihr Fasten verschieben. Menstruierende Frauen dürfen nicht fasten. Liberale muslimische Theologen neigen dazu, Schwerstarbeitern eine Unterbrechung des Fastens zu gestatten. Vertreter bestimmter Berufe – Piloten u.a. – sind aufgrund beson¬derer Rechtsgutachten vom Fasten befreit. Als Ersatzleistung ist eine Armenspeisung vorgesehen: Sie müssen einen Armen einen Monat lang so mit Grundnahrungsmitteln versorgen wie sich selber bzw. Geld in entsprechender Höhe spenden. Wie alle übrigen islamischen Pflichten ist das Fasten eine gemeinschaftliche Handlung, die den einzelnen Muslim in die große „Umma“, die Gemeinschaft der Gläubigen einreiht.
Das Fasten hat eine wichtige ethische Seite: Es wäre ungültig, wenn der Muslim lügen und betrügen würde, anderen Menschen übel nachredete, grobe und verletzende Worte gebrauchte. Allabendlich findet das „Fastenbrechen“ statt: ein kommunikatives Ereignis im Kreise von Verwandten, Nachbarn und Freunden. Guter Brauch ist es, sich um die Mittello-
sen zu kümmern. Der Fastenmonat ist eine Zeit der Buße und Versöhnung. Man soll die Abendstunden nutzen, um wieder Frieden zu stiften. „Höre mich in diesem Monat, wenn ich zu Dir rufe, damit ich dessen teilhaftig werde, worauf ich hoffe“ – so endet das eingangs zitierte Ramadangebet.
Lailat al-Qadr – Nacht der Bestimmung
Die „Nacht der Macht/Bestimmung“ gehört zu den „fünf heiligen Nächten“ des Islam und wird meist in der 27. Nacht des Fastenmonats Ramadan gefeiert. Die türkische Bezeichnung lautet Kadir Gecesi. Dabei wird der Offenbarung der ersten fünf Verse der 97. Sure des Korans an Muhammad gedacht.
„Siehe, wir ließen IHN niedersteigen zur herrlichen Nacht. Kannst du dir ausdenken, was diese herrliche Nacht bedeutet? Diese herrliche Nacht ist besser als tausend Monde. Da stiegen die Engel herab und der Geist auf ihres Herrn Geheiß mit der Ganzheit des Wortes. Heil(bringend) war sie bis zum Aufstieg des Morgenrots.“
In feierlichen Worten preist die Sure die Herabkunft des göttlichen Wortes. Wie im Christentum („Weih-nachten“) und Buddhismus („Nacht des Erwachens“), so steht auch im Islam eine heilige Nacht im Zentrum. Muslime erinnern sich in der „Nacht der Macht/Bestimmung“ an die Offenbarung ihres heiligen Buches.
Id al-Fitr – Fest des Fastenbrechens
Dieses dreitägige Fest (türkisch: Ramazan Bayrami) am Ende der Fastenzeit mit seinen Glückwünschen und Geschenken nimmt im Bewußtsein vieler Muslime die erste Stelle unter den Festen ein. Der türkische Name Seker bayrami bedeutete zunächst wohl „Dankfest“, wird heute aber mit den Süßigkeiten (Seker=Zucker) in Verbindung gebracht, die an diesem Tag verschenkt werden. Typische türkische Süßigkeiten sind Baklava (Süßspeise’aus Blätter¬teig, Mandeln und Pistazien) und Lokum, ein erkalteter, in Kuchenform gegossener Sirup, der aus Zucker, Orangen- oder Grapefruitsaft und Weinstein besteht und mit Puderzucker bestreut wird. Das Fest ist eine Zeit der Danksagung, weil Gott den Muslimen die Einhaltung des Fastens ermöglicht und die Über¬tretungen vergeben hat. Zu diesem Tag gehört ein besonderes Gemeindegebet. Man besucht Freunde und Verwandte. Jeder Muslim.’der nicht unter Armut leidet, ist verpflichtet, Bedürftige durch eine Gabe an der Festfreude teilnehmen zu lassen.
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