Das siebente und letzte Sendschreiben war für die Gemeinde zu Laodicea bestimmt:
Und dem Engel der Gemeinde zu Laodicea schreibe: Das sagt, der da Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß. Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbar werde die Schande deiner Blöße, und Augensalbe, deine Augen zu salben, daß du sehen mögest. Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich. So mache dich auf und tue Buße! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Thron. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! (Offb. 3, 14-22).
- Mit dem siebenten und letzten Sendschreiben wendet sich der erhöhte Herr an den Vorsteher der Gemeinde zu Laodicea. Der Name Laodicea, auf Griechisch: Laodike·ia = Laodikeia, ist abgeleitet von laoV = laos, was Laie oder Volk bedeutet, und von dikh = diké, womit Recht oder richterlicher Entscheid gemeint ist, und dann beides zusammen bedeutet demnach: Volksrecht, Volksentscheid oder Volksherrschaft, dem Volke gerecht, was sodann gleichbedeutend ist mit Demokratie.
Laodicea war der Name von mehreren griechischen Städten in Kleinasien. Am wohl allerbekanntesten ist jedoch Laodicea in Phrygien, an dessen Gemeindevorsteher dieses Sendschreiben gerichtet ist. Die Stadt befand sich östlich von Ephesus und südöstlich von Philadelphia im Schnittpunkt wichtiger Handelsstraßen, dort wo der Asopos und der Kapros in den Fluß Lykos münden, im Grenzgebiet von Karien und Phrygien.
Laodicea war damals die Hauptstadt von Phrygien und lag gegenüber von Hierapolis und unterhalb von Kolossä am unteren Ende des Lykos-Tales, ungefähr 180 km südöstlich von Smyrna. Der Lykos (= lukoV) oder Lycus ist wiederum ein Nebenfluß des Mäander. Der Mäander oder Maiandros (= maiandroV), der heute Menderes heißt, ist ein Fluß, etwa 400 km lang, der in das Ägäische Meer mündet, und zwar südlich der Insel Samos. In der antiken Legende war er bekannt für seine Wanderungen. Damals floß er durch den Norden von Karien und an oder bei seinem Ufer waren die antiken Städte Laodicea, Magnesia und Miletus oder Milet. Phrygien bedeutet: dürre, trocken. Das Land soll schwarz und aschenfarbig sein, als wäre es ausgedörrt. Das ist vielleicht auch schon ein Hinweis auf den Zustand der Gemeinde dieses letzten Sendschreibens.
Wie die anderen Städte der sieben Sendschreiben gehörte auch Laodicea zur Zeit des Apostels Johannes zur römischen Provinz Asia (= Kleinasien). Nach dem Tode des Attalos oder Attalus III. Philometor (= Mutterliebe), König von 138-133 v. Chr., der 133 v. Chr. in seinem Testament die Römer als Erben seines Königreiches Pergamon einsetzte, kam auch Phrygien mit dem Pergamenischen Reich an die Römer. In den Jahren von 133-129 v. Chr. bildeten die Römer aus diesen Gebieten dann die römische Provinz Asia.
Mit dem Anschluß an das römische Weltreich begann damals die höchste Blütezeit von Laodicea. Um Verwechslungen mit dem Laodicea in Syrien, dem Laodicea ad Mare, dem heutigen Latakia, zu vermeiden, nannte man das Laodicea in der Provinz Asia auch Laodicea ad Lycum, also Laodicea am Lykos-Fluß. Dann im Jahre 116 v. Chr. machten die Römer sie zur Gerichtsstadt, ja zu einem Zentrum, in das der römische Statthalter in regelmäßigen Abständen kam, um römisches Recht zu sprechen. Zur Zeit des Apostels Johannes war Laodicea eine äußerst wohlhabende Handelsstadt.
So war Laodicea strategisch und gerade auch wirtschaftlich, sowie im Hinblick auf die römische Verwaltung, eine höchst bedeutende Stadt, die eine große Anziehungskraft für Geschäftsleute und Handwerker der damaligen Zeit hatte. Die ersten Juden kamen ins Land, als Antiochus oder Antiochos III., der Große (242-187 v. Chr.), König seit 223 v. Chr., etwa 2 000 jüdische Soldatenfamilien in Laodicea und in ganz Phrygien ansiedelte. Diese gründeten dort die wohl erste jüdische Gemeinde in ganz Kleinasien. Durch die blühende Wirtschaft und andere erfolgversprechende Aussichten wurden dann sogar viele Juden veranlaßt, das Land ihrer Väter, Israel, zu verlassen und es mit dem Luxus der Heilbäder in und um Laodicea zu vertauschen. Die Juden wurden dort überdies als nützliche Bürger angesehen, weil sie überall dorthin, wo sie sich niederließen, Geld und Geschäfte mitbrachten.
Welche Bedeutung Laodicea im allgemeinen für die damalige Welt hatte, geht aus dem Sendschreiben an die christliche Gemeinde anhand von drei örtlich bedingten Merkmalen hervor:
Das erste Merkmal war ihr großer Reichtum und Wohlstand, den sie sich durch ein kapitalbringendes Gewerbe und einen weltweiten Handel erworben hatte. Dieser Umstand führte dazu, daß Laodicea zu einem Zentrum der Hochfinanz und des kleinasiatischen Bankwesens wurde. Selbst Cicero (M. Tullius Cicero, 106-43 v. Chr.), der damalige römische Dichter und kaiserliche Konsul, suchte in dieser Stadt, als er im Jahre 53 v. Chr. den Osten bereiste, seine Kreditbriefe einzulösen, was er dann auch anderen empfahl zu tun. Tacitus (Cornelius Tacitus), der letzte bedeutende römische Geschichtsschreiber (55-120 n. Chr.), wurde im Jahre 112 n. Chr. Statthalter der römischen Provinz Asia. Er zählte Laodicea zu den hervorragendsten Städten dieser Landschaft und rühmte ebenfalls ihren großen Reichtum.
Das zweite Merkmal dieser Stadt war ihre damals in aller Welt bekanntgewesene Heilkunst. Sie besaß eine bedeutende Ärzteschule, sowie eine berühmte pharmazeutische Industrie, in der zwei besonders wichtige Medikamente erzeugt wurden. Einmal war es eine aus Nardenöl hergestellte Salbe, die zur Heilung von Ohrenentzündungen diente und zum anderen war es das wohl noch bekanntere „tephra phrygia“ (tejra jrugia), oder auf Deutsch: „phrygisches Pulver“, ein Augenpulver, das damals als das weitaus beste Mittel gegen schwache und kranke Augen galt. Dieses bewährte Pulver aus Phrygien wurde in Tablettenform in alle Welt exportiert. Zur Behandlung mußten diese Tabletten dann gemahlen oder zerstoßen, mit Wasser angerührt und als teigige Paste als Augensalbe auf die kranken Augen aufgetragen werden.
Das dritte Merkmal dieser Stadt war ihr Kleiderluxus, der auf eine konkurrenzlose Woll- und Bekleidungsindustrie zurückzuführen war. Laut geschichtlicher Überlieferung wurde nämlich in Laodicea eine besondere Rasse von schwarzen Schafen gezüchtet, deren Wolle man zu kostbaren Kleiderstoffen verarbeitete. Die Stadt war berühmt für die Herstellung von schwarzen Wollgewändern. Es wurden dort mindestens vier verschiedene Arten von Oberbekleidung produziert und in alle Welt exportiert, was natürlich für die Stadt Devisen brachte und ihren Wohlstand förderte.
Dadurch wurde Laodicea auch zum Modezentrum der damaligen Welt, in dem der Kleiderluxus eine geradezu übertriebene und verwerfliche Rolle spielte. Die Modesucht hatte zur Folge, daß die Bewohner von Laodicea den Kleiderputz und die Attraktivität des Körpers über das Heil ihrer Seele stellten. Im großen und ganzen gesehen, ging es ja den Bürgern der Stadt so gut, daß sie weder von Gott, noch von den Menschen Hilfe brauchten. Sie glaubten, daß für Geld alles zu kaufen sei, auch das Heil der Seele. Vom Reichtum dieser Welt besaßen sie ja soviel, daß sie auch ohne Gott sehr gut auskommen konnten, so dachten sie es wenigstens.
Aber der auferstandene Herr zerschlug ihnen den Nimbus (= lat. auch Heiligenschein) ihres vermeintlichen Wohlstandes, indem er zusammenfassend auf die drei hervortretenden Wohlstandsmerkmale anspielt:
Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm (trotz Wohlstand!), blind (trotz Heilkunst!) und bloß (trotz Kleiderluxus!).
Als ein großer Mangel erwies sich auch, daß die Stadt selbst keine ausreichenden Wasserquellen besaß. Das notwendige Wasser wurde daher von den mehr als 10 km nördlich von Laodicea gelegenen heißen Quellen aus der Nähe von Hierapolis mittels eines Aquädukts nach Laodicea geleitet, wo es dann allerdings nur noch lauwarm ankam. Es hatte dann weder seine heiße, heilende Wirkung behalten, noch war es kühl und erfrischend. In diesem Zustand schmeckte es dem Trinkenden nicht, der es dann lieber ausspie, als daß ihm davon übel würde. Von diesem Aquädukt sind jetzt noch größere Überreste vorhanden, die von dieser beträchtlichen baulichen Leistung der Stadt ein sichtbares Zeugnis abgeben. Im nur etwas weiter entfernten Kolossä gab es kalte Heilquellen, so daß Laodicea in ungefähr gleicher Distanz zu den warmen und kalten Quellen stand. Jedenfalls war es in jeder Hinsicht überaus entfernt von den Heilquellen.
Laodicea spielte aber auch in kultureller Hinsicht für die damalige Welt eine bedeutende Rolle. Es gab dort mehrere Bildungs- und Vergnügungsstätten, sowie zwei große Amphitheater, deren Ruinen heute noch an die vergangene Herrlichkeit erinnern.
Was die religiöse Bedeutung dieser Stadt betrifft, war sie im Vergleich zu anderen Städten kein Zentrum der Verehrung irgendeiner besonders berühmten Gottheit und zwar darum, weil das religiöse Interesse ihrer Bürger vom Reichtum und Wohlstand so gut wie ganz überwuchert und zerstört wurde. Außer dem Heilgott Men, der gleichbedeutend mit Asklepios Soter war, wurden dort keine anderen Götter mehr verehrt. Asklepios Soter, der Beiname „Soter“ bedeutet „Heiland“ (griechisch: asklepioV = asklepios), der antike Gott der Heilkunst, wurde von den Römern Aesculapius genannt und ist bei uns unter dem Namen Äskulap bekannt.
Das Schicksal dieser Stadt im Blickfeld geschichtlicher Ereignisse ist wiederum bedeutsam. Laut geschichtlichen Angaben wurde Laodicea mehrere Male durch Erdbeben zerstört, und zwar in den Jahren 17 und 30 n. Chr., sowie dann in viel geringerem Maße in den Jahren 60, 62 und 66 n. Chr., wovon auch die umliegenden Städte Sardes, Philadelphia, Kolossä und Hierapolis mehr oder weniger schwer betroffen wurden. Von diesen Verwüstungen erholte sich Laodicea jedoch sehr schnell, so daß zur Zeit der Niederschrift des Sendschreibens die Stadt wieder in alter Blüte erstrahlte.
Während der Kriege zwischen den Seldschuken, einem türkischen Volksstamm und einer Dynastie, beide benannt nach einem ihrer bedeutendsten Anführer, Seldschuk, und den Byzantinern im 12. Jahrhundert, der zeitweise den Bestand des Byzantinischen Reiches gefährdete, wurde in unmittelbarer Nähe von Laodicea die heutige türkische Stadt Denizli gegründet. Diese Stadt ersetzte fortan Laodicea, ist wunderbar gelegen, mit schönen Gartenanlagen und hat jetzt eine Eisenbahnverbindung nach Izmir, dem früheren Smyrna. Heute leben in Denizli etwa 30 000 Einwohner.
Erst im Jahre 1402 n. Chr. wurde die antike Stadt Laodicea durch die wilden Mongolenhorden des Timur Lenk (= Timur der Lahme) (8.4.1336-18.2.1405 n. Chr.) völlig zerstört. So daß dort, wo einst eine reiche, blühende und wohlhabende Stadt stand, heute nur noch ein weites, ödes Ruinenfeld anzutreffen ist, das bestenfalls von Wölfen, Füchsen und Schakalen bewohnt wird. Die Türken nannten die Stadt zunächst Ladikiya; heute trägt dieses Ruinenfeld nach einer der Ruinen den Namen Eski-Hissar, das heißt: Altes Schloß.
- Auf Grund der im Kolosser-Brief gemachten Andeutungen wird die Gründung der Gemeinde von Laodicea auf den Apostel Paulus oder, was allerdings wahrscheinlicher ist, seinen Schüler Epaphras zurückgeführt. Der Kolosser-Brief wurde von Paulus verfaßt, als er im Gefängnis war, notwendigste Angaben über Ort und Zeit fehlen. Kolossä war ebenfalls eine Stadt in Kleinasien in der Landschaft Phrygien, lag ebenso im Tal des Flusses Lykos (= lukoV), 17 km östlich von Laodicea, 20 km südlich von Hierapolis, wo auch die große Handelsstraße vorbeiführte, die von Ephesus ostwärts bis nach Syrien und weiter ins Zweistromland führte. Die dortige Christengemeinde war nicht von Paulus gegründet, sondern wahrscheinlich von seinem Mitarbeiter Epaphras aus Kolossä.
Laodicea wird insgesamt sechsmal in der Bibel erwähnt, davon zweimal am Anfang der Offenbarung in Bezug auf dieses Sendschreiben und viermal im Kolosser-Brief. Der Apostel Paulus schreibt: Ich lasse euch aber wissen, welch einen Kampf ich habe für euch und für die zu Laodicea und alle, die meine Person im Fleisch nicht gesehen haben, auf daß ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum des vollen Verständnisses, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. (Kol. 2, 1-3).
Den Kolosser-Brief beendet Paulus mit den Worten: Es grüßt euch Epaphras, der einer von den Euren ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit ringt für euch in seinen Gebeten, auf daß ihr dastehet vollkommen und erfüllt mit allem, was Gottes Wille ist. Ich gebe ihm Zeugnis, daß er große Mühe hat um euch und um die zu Laodicea und zu Hierapolis. Es grüßt euch Lukas, der Arzt, der Geliebte, und Demas. Grüßet die Brüder zu Laodicea und die Nympha und die Gemeinde in ihrem Hause. Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorget, daß er auch in der Gemeinde zu Laodicea gelesen werde und daß ihr den von Laodicea leset. Und saget dem Archippus: Siehe auf das Amt, das du empfangen hast in dem Herrn, daß du es ausrichtest! Mein Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenket meiner Ketten! Die Gnade sei mit euch! (Kol. 4, 12-18).
Daraus sind mindestens fünf wichtige Einzelheiten ersichtlich:
a) daß Paulus nicht persönlich in Laodicea war,
b) daß sein Mitarbeiter Epaphras aus Kolossä kam,
c) daß Laodicea in der Nähe von Kolossä und Hierapolis lag,
d) daß Lukas, der Arzt, sein Begleiter war,
e) daß er auch einen Brief an die Gemeinde zu Laodicea geschrieben hat,
der aber offensichtlich verlorengegangen ist.
In der Kirchengeschichte ist die Stadt einzig durch eine daselbst abgehaltene Synode (= griechisch) oder Konzil (lateinisch: concilium) bekannt, auf welcher die Heiligung des Sonntags und die zum Kanon gehörenden biblischen Bücher festgelegt wurden. Dieses Konzil zu Laodicea ermahnte sodann im Jahre 363 n. Chr. dazu, daß „in der Gemeinde nur die kanonischen Bücher des Alten und Neuen Testamentes gelesen werden sollten“. Die bereits im Jahre 321 n. Chr. erfolgte Einführung des „dies soli“, des Sonntag als Ruhetag, wurde hier ebenfalls noch einmal offiziell bestätigt und für verbindlich erklärt für die ganze Kirche. Die Festlegung der zum Kanon der Bibel gehörenden Schriften des Neuen Testamentes wurde dann auch kurz darauf erwähnt von Athanasius oder Athanasios, griechischer Kirchenlehrer, Bischof von Alexandria (295-373 n. Chr.).
Dieser hat in seinem 39. Osterfestbrief im Jahre 367 n. Chr. die Aufeinanderfolge der 27 Bücher des Neuen Testamentes zum ersten Male so festgelegt, wie wir sie heute noch in unserer Bibel finden. Aber schon vor diesem Festbrief hat man Matthäus als erstes Evangelium aufgeführt: vermutlich enthielt die fehlende erste Zeile des Kanon Muratori (180 n. Chr.) seinen Namen. Irenäus, Bischof von Lyon, Kirchenvater (140-202 n. Chr.), der Schüler des Papias, setzte damals ebenfalls Matthäus an die Spitze der Evangelien (gleichfalls um 180 n. Chr.).
Außerdem ist aus frühchristlicher Zeit noch ein Apollinaris von Laodicea bekannt, der die Überzeugung äußerte, daß es unmittelbar vor oder nach der Wiederkunft Jesu Christi ein Tausendjähriges Friedensreich geben wird, in dem der verherrlichte Christus und die Seinen unbeschränkt herrschen werden.
Es ist sicherlich interessant zu wissen, daß es auch jetzt noch einen Prälaten des Ökumenischen Patriarchats von Laodikeia (= Laodicea) gibt, der IakoboV (= Iakobos oder Iakovos oder Jakobus) heißt und türkischer Staatsangehöriger ist. Das kann so ebenfalls als eine Tatsache gewertet werden, daß die ursprüngliche Gemeinde von Laodicea noch bis zur Wiederkunft Jesu Christi bestehen bleibt.
- Auch dieses Sendschreiben ist wiederum an den Engel der Gemeinde gerichtet, deren Name Laodicea, griechisch: Laodike·ia = Laodikeia, abgeleitet ist von laoV = laos, und von dikh = diké. Wie wir schon eingangs feststellen konnten, bedeutet er demnach: Volksherrschaft. Doch diese tiefe Bedeutung des Namens Laodicea kennzeichnet diese Gemeinde als eine Kirche der Pöbelherrschaft, ja, als eine dem Volke ausgelieferte, demokratische Kirche. Auf Grund ihrer überaus traditionellen Prägung und ihrer bürgerlichen Verfassung repräsentiert sie im wahrsten Sinne des Wortes die Volkskirche nach uns bekanntem, heutigen Muster, in der alles nach der jeweiligen Konjunktur und Meinung des Kirchenvolkes beurteilt und durch Massenabstimmung und Mehrheitsbeschlüsse in allen Gemeinschaften, Gruppen, Gremien und Großveranstaltungen entschieden wird.
Wie auch die übrigen Namen der Gemeinden in Kleinasien eine Bedeutung haben, die bezeichnend ist für den Zustand der einzelnen Kirchen, so paßt auch geradezu perfekt der Name Volksherrschaft für die Gegebenheiten in der Versammlung von Laodicea. Die christliche Kirche steht in ihrem Endstadion vor uns, wie die Welt sie sich wünscht, wie sie den Leuten von heute gefällt. Dem unbekehrten Volk, das sich nicht mehr von Gottes Wort und Geist strafen lassen will, ist so eine gerade recht: eine Kirche ohne Christus, eine Schale ohne Kern.
Mit den Lehren der Bibel kann es hier jeder halten wie er will. Das Evangelium, das uns die wunderbare Rettung durch Jesus Christus verkündigt, ist altmodisch und nicht mehr zeitgemäß. Der moderne Mensch kann doch nicht mehr an einen blutigen und dazu stellvertretenden Opfertod glauben. Die Wunder Gottes werden auf komplizierte wissenschaftliche Art und Weise zu erklären versucht. Schließlich wird der durch die andauernden Friedensschalmeien eingelullten Masse die Wiederkunft Jesu auf den in weiter Ferne liegenden Sankt-Nimmerleinstag verlegt. Diese Dinge sind schon längst abgetan, danach fragt doch überhaupt kein Mensch mehr.
Mit einem Wort: Es ist dies eine substanz- und autoritätslose Kirche, in der leider alles nach dem Urteil und Denken der Masse bewertet und entschieden wird, im Gegensatz zu dem Beschluß der Apostel und Ältesten in Jerusalem: Denn beschlossen haben der heilige Geist und wir, euch keine Last weiter aufzulegen als nur diese nötigen Stücke. (Apg. 15, 28).
Der Schreibbefehl des erhöhten Herrn lautet ganz ähnlich wie bei allen anderen Briefen: Und dem Engel der Gemeinde zu Laodicea schreibe. Das bedeutet nun wiederum: protokolliere, halte schriftlich fest, was du hörst für die kommenden Geschlechter und Generationen.
Der Absender dieses Sendschreibens stellt sich auch hier wieder, wie schon zuvor bei den anderen Briefen, mit einem für die Situation der Gemeinde überaus bedeutsamen Titel vor: Das sagt, der da Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes. Einer Kirche, die das Wort Gottes als überlebtes Märchenbuch betrachtet, stellt sich der erhöhte Herr vor als der, der da Amen heißt. Das hebräische Wort „Amen“ ist das göttliche Siegel der absoluten Wahrheit und Gewißheit, und ist so gleichbedeutend mit dem griechischen: amhn, amhn (= wahrlich, wahrlich), das Jesus Christus sehr oft an den Anfang einer besonders entscheidenden Aussage stellt, wie uns der Apostel Johannes vielfach in seinem Evangelium bezeugt.
Demnach ist auch das Wort Gottes des Alten und des Neuen Testamentes nichts anderes als die Manifestation dessen, der sich selbst in der Zusammenfassung alles Sichtbaren und Unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten, als das Amen Gottes nennt. Der Apostel Paulus bezeugt: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborne vor allen Kreaturen. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Reiche oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde; er, der der Anfang ist, der Erstgeborne von den Toten, auf daß er in allen Dingen der Erste sei. Denn es ist Gottes Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte und alles durch ihn versöhnt würde mit Gott, es sei auf Erden oder im Himmel, dadurch daß er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz. (Kol. 1, 15-20).
Das meinte auch schon der Apostel Paulus, als er damals schrieb: Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zu Lobe. Gott ist’s aber, der uns befestigt samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. (2. Kor. 1, 20-22). Das heißt, mit anderen Worten, daß Jesus Christus das göttliche Amen, ja die unbedingte Garantie für alle Gottesverheißungen ist.
Er ist auch der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes. Damit ist der Kronzeuge, ja der Martyros (= marturoV), der Glaubens- und Blutzeuge des lebendigen Gottes gemeint, der sein Zeugnis durch den Kreuzestod auf Golgatha vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt ein für allemal abgelegt hat. Jesus bekräftigte das, als er vor Pilatus stand: Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. (Joh. 18, 37).
Er ist auch der Anfang der Schöpfung Gottes. Mit dieser Aussage werden wir im Geiste in die unergründlichen Tiefen der vorweltlichen Ewigkeiten zurückversetzt, und dort wird uns gezeigt, daß Jesus Christus selbst die einzige, höchste und letzte Weisheit Gottes im ganzen Universum ist. Denn alle Initiative in der Natur, sowie in der Heils- und Weltgeschichte geht auf die Tätigkeit seines schöpferischen Geistes zurück, so daß er in allen Dingen den Vorrang hat. Paulus beschreibt das der Gemeinde zu Kolossä: Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde; er, der der Anfang ist, der Erstgeborne von den Toten, auf daß er in allen Dingen der Erste sei. (Kol. 1, 17-18).
Das Evangelium nach Johannes beginnt mit der für uns doch überaus wichtigen Erklärung: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. (Joh. 1, 1-5). Weiter bezeugte Johannes: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Joh. 1, 14).
Der Hebräer-Brief hat an seinem Anfang ebenfalls die nicht weniger klare Aussage: Nachdem vorzeiten Gott manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat Gott gesetzt zum Erben über alles; durch ihn hat er auch die Welt gemacht. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von unsren Sünden und hat sich gesetzt zu der Rechten der Majestät in der Höhe und ist so viel höher geworden als die Engel, so viel erhabener der Name ist, den er von ihnen ererbt hat. (Hebr. 1, 1-4).
Paulus sagte von sich selbst: Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi und ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen Ratschluß ausführt, der von Weltzeiten her verborgen war in ihm, der alle Dinge geschaffen hat; auf daß jetzt kund würde an der Gemeinde den Mächten und Gewalten im Himmel die mannigfaltige Weisheit Gottes. Diesen ewigen Vorsatz hat Gott ausgeführt in Christus Jesus, unserm Herrn, durch welchen wir haben Freimut und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn. (Eph. 3, 8-12).
Etwas weiter im selben Kapitel bestätigt Paulus: Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf daß derselbe der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. (Röm. 8, 29). Die neue Schöpfung beginnt bei uns selbst durch die Versöhnung mit Gott, wie Paulus den Korinthern bezeugt: Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. (2. Kor. 5, 17-18).
Dieses neue Wesen erkennt man bei der Gemeinde zu Laodicea nicht mehr. Sie sollte ebenfalls ein treuer und wahrhaftiger Zeuge Jesu Christi in der Welt sein, der Anfang der neuen Schöpfung Gottes auf Erden. Zu der Zeit wurde niemand Vorsteher einer Gemeinde, ohne daß er aus Gott geboren war. Ebenfalls wurde damals niemand zur Gemeinde Jesu Christi gezählt, der dieses kostbare Erlebnis der Wiedergeburt nicht selbst am eigenen Leibe erfahren hatte. Das hat sich bis heute nicht geändert, denn Gott rechnet auch jetzt keinen Menschen zu seiner Gemeinde, er sei denn wahrhaftig aus Gott geboren. In unserer Zeit zählen auch die bekennenden Gemeinschaften oft mehr Mitläufer, als wahre Gläubige. Deshalb kann es nicht klar genug gesagt werden: Fromme Mitläufer sind trotz aller christlichen Aktivität auf dem Weg zur Hölle!
Auch dieser Gemeinde zu Laodicea bezeugt der erhöhte Herr sich als der Allwissende: Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
Der allwissende Herr überrascht seine Gemeinde mit dieser Botschaft und läßt es sie wissen, daß er sie erforscht und durchschaut hat. Es gibt hier kein einziges Wort der Anerkennung. In der Gemeinde ist alles lau geworden, wie das Wasser von Laodicea. Kaltes Wasser mag erfrischend sein, jedenfalls wird es hier nicht als negativ hingestellt. Warmes Wasser ist eher heilsam, aber in Laodicea war es auf dem Wege dorthin lau geworden. Die Erfahrung zeigt, wer das Evangelium Jesu Christi noch nie richtig gehört hat, ist eher ansprechbar dafür, im Gegensatz zu jemandem, der sein ganzes Leben lang immer lauwarm berieselt worden ist. Johann Albrecht Bengel sagte einmal dazu: „Wenn einer kalt ist (wie nun zum Beispiel ein purer Heide) und es stößt auf ihn die Predigt vom Reich Gottes, so spürt er alsbald, wie er bisher so weit davon weg gewesen sei – und da ist er dann bald gewonnen!“
Søren Kierkegaard, der bekannte dänische Theologe und Philosoph (5.5.1813-11.11.1855), hatte im Gegensatz zu eifrigen Christen dann auch solche die lau und unverblindlich waren ausgemacht. Diesen Unterschied beschrieb er nun so:
Es gibt zwei Arten von Christen:
den Nachfolger Jesu
und dann die billige Ausgabe davon,
den Bewunderer Jesu.
Wie das bei den täglichen „Aktionen“ im Warenhaus der Fall ist, so präsentiert man auch im christlichen Bereich allerlei „Billigware“, eben ein billiges Evangelium. Dadurch wird kein Leben verändert, denn die Gemeinde unterscheidet sich nicht von der Welt. Ermahnungen erfolgen dann oft im Stile des Priesters Eli, als er von den Sünden seiner Söhne erfuhr: sprach er zu ihnen: Warum tut ihr solche bösen Dinge, von denen ich höre im ganzen Volk? Nicht doch, meine Söhne! Das ist kein gutes Gerücht, von dem ich reden höre in des Herrn Volk. Wenn jemand gegen einen Menschen sündigt, so kann es Gott entscheiden. Wenn aber jemand gegen den Herrn sündigt, wer soll es dann für ihn entscheiden? Aber sie gehorchten der Stimme ihres Vaters nicht; denn der Herr war willens, sie zu töten. (1. Sam. 2, 23-25).
Es ist leider weithin nicht mehr so, daß die Gemeinde die Welt beeinflußt, sondern es ist eher umgekehrt, die Welt beeinflußt die Gemeinde. Jakobus, ein leiblicher Bruder des Herrn, warnt uns eindringlich: Ihr Abtrünnigen, wisset ihr nicht, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein. Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Der Geist, den Gott hat in uns wohnen lassen, begehrt und eifert? (Jak. 4, 4-5).
Der Apostel Paulus schreibt an seinen Mitarbeiter Timotheus über die Verderbnis in den letzten Tagen: Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen. Denn es werden die Menschen viel von sich halten, geldgierig sein, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, zuchtlos, wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die die Lüste mehr lieben als Gott, die da haben den Schein eines gottesfürchtigen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie; solche meide. (2. Tim. 3, 1-5).
Durch den Propheten Amos hatte Gott schon gesagt, der äußerliche Gottesdienst tut’s nicht: Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich keinen Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (Amos 5, 21-24)
Daran sehen wir, daß Jesus Christus die Echtheit seiner Gemeinde nicht nach ihrem fromm-religiösen Bekenntnis, auch nicht nach ihrer kirchlich-konfessionellen Zugehörigkeit und erst recht nicht nach der Oberflächlichkeit ihrer nach außen hin attraktiven und imponierenden Erscheinung beurteilt, nein, sondern einzig und allein nach dem inneren Wertgehalt ihrer geistlichen Struktur und Temperatur.
Die Eigenschaftsbezeichnung „kalt“ ist die Grundtemperatur eines Körpers oder Stoffes in seinem Naturzustand.
Die Eigenschaftsbezeichnung „warm“ ist wiederum die Wärme (-Energie), von der die Moleküle eines Körpers oder Stoffes in Bewegung gesetzt werden. Daher wird sie auch physikalisch als Bewegungsenergie bezeichnet.
Dagegen ist aber „lau“ die Eigenschaftsbezeichnung für die Mitteltemperatur eines mangelhaft erwärmten Körpers oder Stoffes.
Mit anderen Worten: Lau ist kalt und warm zugleich und darum weder kalt noch warm. Die Lauheit hat nun einmal die Wärme ihrer Wärme und die Kälte ihrer Kälte beraubt; sie hat also beide um ihre wahre, gegensätzliche und einander ausschließende Natur gebracht. Demzufolge ist die Lauheit ein abgeschwächtes und hälftiges Gemisch von sich gegenseitig ausschließenden Gegensätzen, die deshalb unvereinbar sind und darum ekelerregend, widerlich, unbrauchbar und ungenießbar.
Von den gleichen Gefahren einer zur Halbheit und Lauheit führenden Entwicklung war und ist leider auch das Glaubensleben vieler Christen ernstlich bedroht und gefährdet. Eine oberflächliche Bekehrung, ohne die vom Heiligen Geist gewirkten Heilsmerkmale, gleicht einer fromm-religiösen Oberflächenveredelung des alten, sündigen Menschen, der dann weder kalt noch warm, sondern lau ist. Das Ergebnis ist die schmerzhafte Erfahrung:
Wer sich dem Herrn nur halb ergeben,
Der führt ein wahres Jammerleben.
Drum brich durch, es koste was es will,
Sonst wird das arme Herz nicht still.
Eine weitere Gefahr ist der Stillstand und damit die Rückwärtsentwicklung und Abkühlung eines im Eifer für den Herrn Jesus Christus brennenden Gläubigen. Darum sah sich auch der Apostel Paulus veranlaßt, an die Gemeinde in Korinth, stellvertretend für uns alle, diese Worte zu schreiben, die uns immer vor Augen stehen sollten: Solches widerfuhr jenen als ein Vorbild. Es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf welche das Ende der Welt gekommen ist. Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle. (1. Kor. 10, 11-12).
Ebenfalls sehr gefährlich für das Glaubensleben ist die Mischung zweier ungleicher Gegensätze und zwar:
Weltliche Gesinnung + Christi Gesinnung = Halbheit, Lauheit;
Christi Gesinnung + weltliche Gesinnung = Halbheit, Lauheit.
Von dieser zur Halbheit und Lauheit führenden Entwicklung wurde leider nicht nur das Glaubensleben der damaligen Gemeinde zu Laodicea geprägt, sondern in viel stärkerem Maße auch noch die Kirche im Gemeindezeitraum von Laodicea. Dabei hat sie durch das unselige Paktieren mit dem Welt- und Zeitgeist ihr geistliches Gesicht verloren und ist, ohne es zu wissen, zur Karikatur einer fromm-religiösen Institution der christuslosen Kirche der Endzeit geworden. Diese Entwicklung wird ihren gottlosen Höhepunkt in der Welteinheitskirche unseres bald zu Ende gehenden Zeitalters erreichen.
Infolge der üblen Halbheit und Lauheit sieht sich der erhöhte Herr veranlaßt, dieser Gemeinde seinen Herzenswunsch in geradezu leidenschaftlichem und beschwörendem Eifer zuzurufen: Ach, daß du kalt oder warm wärest! Der Ton dieser Worte ist so heftig, daß man über die Stärke der Gefühle, die dahinterstehen, nicht im Zweifel sein kann.
Mit „kalt“, griechisch: yucoV = psychos, wird die Gesinnung und das Wesen eines von Natur aus ungläubigen und gottlosen Menschen bezeichnet, der dem alte Adam entspricht. Mit „warm“, griechisch: zeston = zeston, was siedend oder kochend heiß bedeutet, wird wiederum die Gesinnung und das Wesen eines in brennender Liebe an Jesus Christus gläubigen Menschen beschrieben. Damit ist gesagt, daß es keine echte Frömmigkeit ohne wahre Herzensbegeisterung für Jesus Christus geben kann. Diesen Wesensunterschied, den man dann bei einem Menschen sehen muß, beschreibt der Apostel Paulus im Römer-Brief: Gleichwohl herrschte der Tod von Adam an bis auf Mose auch über die, die nicht gesündigt hatten mit gleicher Übertretung wie Adam, welcher ist ein Bild des, der kommen sollte. Aber nicht verhält sich’s mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn wenn an eines Sünde viele gestorben sind, so ist viel mehr Gottes Gnade und Gabe vielen überschwenglich widerfahren durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus. (Röm. 5, 14-15).
Das heißt mit anderen Worten: Habe doch den Mut, dich schon jetzt und hier dorthin einzuordnen, wo du auf Grund deiner geistlichen Gesinnung hingehören müßtest. Wehe aber dem, der zwischen den Fronten pendelt und nicht mehr weiß, wohin er gehört! Für den trifft die Tatsache jenes geflügelten Wortes zu: Ein halber Christ – ein ganzer Unsinn! Gottes Wort bezeichnet einen solchen haltlosen Zustand in Davids Danklied, denn der Herr handelt dann genauso an uns, wie wir uns zu ihm stellen: Gegen die Heiligen bis du heilig, gegen die Treuen bis du treu, gegen die Reinen bist du rein, gegen die Verkehrten bist du verkehrt. (2. Sam. 22, 26-27).
In der Gemeinde zu Laodicea war die Glaubenshaltung lau. Im Grundtext steht für „lau“ das Wort cliaron = chliaron und bedeutet „lauwarm“. Demnach befindet sich die Gemeinde der Endzeit nach dem Urteil ihres Richters in einem ekelerregenden Zustand. Denn wie ein von der Wärme her nun abgekühltes, laues und abgestandenes Wasser durch seinen widerlichen Geschmack zum Erbrechen und Ausspucken reizt, so wirkt auch der ökumenische Einheitsbrei der christuslosen Kirche der Endzeit auf das Geschmacksempfinden des erhöhten Herrn.
Im Hinblick darauf sucht nun der Herr Jesus Christus sich mit einer drohenden Gebärde der Ablehnung und des Ekels von ihr abzuwenden. Dieses tragische Handeln des Herrn kann wohl nicht persönlicher und eindringlicher ausgedrückt werden, als mit den Worten: … werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Die genaue Übersetzung von “ … so werde“ ist sogar „ich stehe im Begriff, …“. Diese Drohung hat jedoch der erhöhte Herr an der Endzeit-Gemeinde leider bereits wahr gemacht, so daß sie als Folge dessen nun in ihrer geschichtlichen Entwicklung die Struktur einer christuslosen Kirche der Endzeit eingenommen hat. Auf Grund ihrer inneren und äußeren Prägung stellt sie bedauerlicherweise nur noch eine kraft- und substanzlose Attrappe, ja, ein täuschendes Scheingebilde dar, das nach dem Normalmaß einer in der Welt noch so einigermaßen gängigen, bürgerlich-frommen Religiosität zugeschnitten ist.
Jesus gibt dann die Worte des Vorstehers der Gemeinde wieder: Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß. Bei seinem Erdenwandel hatte Jesus schon gesagt: Weh euch Reichen! denn ihr habt euren Trost dahin. Weh euch, die ihr hier satt seid! denn euch wird hungern. Weh euch, die ihr hier lachet! denn ihr werdet weinen und heulen. (Luk. 6, 24-25).
Dieses Bild charakterisiert die geistliche Lage unserer Zeit. Neben all dem materiellen Reichtum ist in der heutigen Kirche auch viel Religiosität, aber wenig echter Glaube vorhanden. Der Apparat eines gut organisierten Vereinslebens läuft auf Hochtouren unter dem Namen: Reichsgottesarbeit. Aber was sie eigentlich haben müßte, nämlich Kraft und Vollmacht aus der Höhe, das hat sie leider nicht. Deshalb geschieht auch so wenig oder gar nichts mehr in ihr und durch sie. Es ist eine gefährliche Unwissenheit der wahren Situation in dieser selbstherrlichen, vom Hochmut verblendeten Kirche der Endzeit.
Die vom Herrn gestellte Glaubensdiagnose lautet: du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß. Diese Worte klingen verblüffend ähnlich mit dem Inhalt der geheimnisvollen Schrift an der getünchten Wand des königlichen Palastes von König Belsazer im alten Babylon: Mene mene tekel u-parsin. (Dan. 5, 25). Mene bedeutet, Gott hat deine Tage gezählt, Tekel, das ist, man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Peres, das ist, dein Reich ist zerteilt. (Dan. 5, 26-28).
Im Blick auf diese vom Herrn geschilderte Gemeindesituation muß man sich unwillkürlich fragen, wie das wohl möglich ist, daß eine christliche Gemeinde in einen derart verlotterten Zustand hineingeraten kann, ohne es auch nur im Geringsten zu ahnen und zu merken. An dieser Not sind die geistlichen Führer aller Zeiten schuld. Darüber klagte auch schon der Prophet Jeremia: Weh euch Hirten, die ihr die Herde meiner Weide umkommen laßt und zerstreut! spricht der Herr. (Jer. 23, 1).
Mit den Worten: du bist elend, wird im allgemeinen das Aussehen eines sehr kranken Menschen beschrieben, der unter den Folgen einer schleichenden Krankheit leidet und dahinsiecht. Im Vergleich dazu gebraucht auch der Apostel Paulus diesen Ausdruck, um die Sinnlosigkeit jedes Versuches der Selbsterlösung aufzuzeigen, die auch er als nutzlos erfahren hatte: Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! (Röm. 7, 24).
Jämmerlich sein ist ein erbarmungswürdiger Zustand. Wer unverschuldet da hineingerät, ruft das Mitleid seiner Mitmenschen hervor. Wer aber selbst aus eigener Schuld in diesen Zustand hineinkommt und dann so tut, als wäre alles in Ordnung, der sucht sich selbst – und andere mit – zu täuschen.
Arm sein ist ein schwerer Stand, aber keine Schande. Anders aber ist es bei dem, der, wie Laodicea, den äußeren Reichtum über das Heil seiner Seele stellt und ihn als ebenbürtigen Ersatz für ewige Werte ansieht. Der ist arm und leidet genauso an Begriffsverwirrung, wie der reiche Kornbauer im Evangelium: … und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von der fordern; und wes wird’s sein, das du bereitet hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich für Gott. (Luk. 12, 19-21).
Unter allen körperlichen Gebrechen mag wohl Blindheit am schwersten zu ertragen sein, und wer blind ist, der weiß es auch. Der Herr nimmt hier jedoch augenscheinlich Bezug auf die in Laodicea angesiedelte berühmte medizinische Schule für Augenärzte, sowie auf das damals allseits bekannte „tephra phrygia“ (tejra jrugia) oder auf Deutsch: „phrygisches Pulver“ (Pulver aus Phrygien, aus dessen Hauptstadt Laodicea), ein Augenpulver, das dort hergestellt wurde. Hier geht es jedoch um die geistliche Blindheit, von der nun die Gemeinde von Laodicea damals, wie auch heute, nichts wußte und weiß.
Bei der Heilung eines Blindgeborenen war es so: Da fragten sie ihn abermals, auch die Pharisäer, wie er wäre sehend geworden. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend. (Joh. 9, 15). Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, auf daß, die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden. Solches hörten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind? Jesus sprach zu ihnen: Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber sprecht: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde. (Joh. 9, 39-41). Das alles zeigt uns doch: Wer geistlich blind ist und es nicht weiß, aber dann doch behauptet, sehend zu sein, der lebt in einem gefährlichen Selbstbetrug. Um zu sehen, wie die religiöse Obrigkeit der damaligen Zeit die Glaubensheilungen Jesu beurteiltet, lese man das ganze Kapitel 9 des Johannes-Evangeliums. Leider hat sich daran bis heute nichts geändert.
Diese geistliche Blindheit der Gemeinde von Laodicea heute, wird zur Welteinheitskirche der Endzeit führen. Die Christenheit wird nach Ansicht des Tübinger Missionswissenschaftlers Prof. Peter Beyerhaus von einer Welle der Religionsvermischung bedroht. Es verstärken sich Bestrebungen, die verschiedenen Religionen und Weltanschauungen miteinander zu harmonisieren. „Es scheint so, als habe unsere kirchlich-theologischen Verantwortungsträger eine fatale Verblendung überkommen“, sagte Beyerhaus auf dem Gemeinde- und Theologenseminar des Jungen Bruderrates der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ in Osnabrück. Laut Beyerhaus verstärken ökumenische Kreise den interreligiösen Dialog mit der Begründung, daß eine Zusammenarbeit der Religionen unverzichtbar sei, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Wer sich diesem Prozeß verweigere, weil er an der Einzigartigkeit Jesu Christi festhalte, werde künftig zunehmend auf Intoleranz stoßen. (idea-Spektrum Nr. 10/1997)
Völlig anders ist jedoch das Gebet des Apostels Paulus für die Gemeinde zu Ephesus: Darum auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen, höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet, daß der Gott unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen. Er erleuchte die Augen eures Herzens, daß ihr erkennen möget, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, und welchen Reichtum an Herrlichkeit er den Heiligen beschieden hat, und was da sei die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, die er in Christus wirken ließ. (Eph. 1, 15-20).
Mit den Worten: … und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß … , macht der erhöhte Herr aber noch auf einen anderen Mangel aufmerksam, die Blöße oder Nacktheit der Gemeinde von Laodicea. Nacktheit ist eine Folge des Sündenfalles und ein Zeichen der absoluten Armut, der Gottverlassenheit, Schande und Verworfenheit. Im biblischen Bericht heißt es dazu: Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, daß sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. (1. Mose 3, 7).
Ursprünglich war es nicht so gewesen; da war der Mensch wohl mit einem paradiesischen Herrlichkeitsgewand bekleidet und kannte darum weder Furcht noch Schamgefühl: Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht. (1. Mose 2, 25).
Aber im Falle der Gemeinde von Laodicea geht es nicht um die äußere, sondern vielmehr um die innere Nacktheit, die ebenfalls eine Folge des Sündenfalles ist, so daß der erhöhte Herr es ihr zurufen muß: Du bist trotz deines übertriebenen Kleiderluxuses der Seele nach beschämend nackt und weißt es nicht. Innere Nacktheit und Schamlosigkeit zieht auch äußere Nacktheit und Schamlosigkeit nach sich. Denn was der Mensch innerlich besitzt, das bringt er immer auch nach außen hin zum Ausdruck. Diese durch Jesu Christi Blut und Gerechtigkeit im Diesseits nicht zugedeckte Nacktheit der Seele findet im Jenseits ihre furchtbarste Enthüllung.
Dante Alighieri, der größte italienische Dichter (Mai 1265-14.9.1321 n. Chr.), hat in seinem Hauptwerk „Divina Commedia“, seiner „Göttlichen Komödie“, den nackten Zustand der verdammten Seelen im Jenseits in kaum zu überbietender Furchtbarkeit beschrieben und schließt seine Schilderung:
Drum ist es recht,
Drum ist es recht,
Daß der unendlich leidet,
Der sich um eitlen Tand
Von Gottes Liebe scheidet.
Das wußte auch der Apostel Paulus, und deshalb war er auch so sehr darum besorgt, an jenem Tage nicht nackt erfunden zu werden: Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, daß wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, weil wir dann bekleidet und nicht bloß erfunden werden. Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber wollen nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, auf daß das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben. Der uns aber dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist gegeben hat. (2. Kor. 5, 2-5).
Jesus Christus gibt der abgefallenen Gemeinde als letzte Chance für ihre Umkehr einen dreifachen Rat: Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbar werde die Schande deiner Blöße, und Augensalbe, deine Augen zu salben, daß du sehen mögest.
Gold gehört zu den Edelmetallen und ist das Sinnbild für den Glauben und die Treue. Feuer dagegen ist das Sinnbild für Anfechtung, Leiden und Trübsal. So wie das Gold im Feuertiegel geläutert wird, so muß auch der Glaube, wenn er als echt erfunden sein soll, die Feuerprobe der Anfechtung und Trübsal bestehen. Dann wird es sich herausstellen, daß der unechte Kopfglaube in der Trübsal versagt und nur der wahre Herzensglaube darin geprüft und bewährt wird. Der Apostel Petrus, der Jünger, der einst seinen Herrn verleugnete, wurde durch die Trübsal zum sieghaften Glauben geführt, so daß er auch andere in der Trübsalshitze aufmuntern konnte: Darüber freuet euch, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. (1. Petr. 1, 6-7).
Einerseits hat Jesus Christus den Kaufpreis schon selbst bezahlt, da er auch diese Gemeinde mit seinem Blut erkauft hat, das unvergleichlich mehr als das irdische Gold wert ist, denn es ist bewährt im Glutofen des Leidens und Sterbens des Unschuldigen auf Golgatha. Andererseits kostet es jedoch das alte Leben eines jeden Sünders, der ihm ganz gehören soll. Vielen Menschen scheint das alte, verpfuschte Leben mehr zu bedeuten, denn nur wenige nehmen das einmalige Angebot Gottes an: Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst … (Jes. 55, 1).
Im Altertum mußte der Angeklagte vor Gericht immer in schwarz gekleidet erscheinen. Wurde er dann zum Tode verurteilt, hat man ihn einfach entkleidet und dem hämischen Gespött der Leute preisgegeben. Einen Aufschub des Urteils gab es in der Regel nicht, die Vollstreckung desselben erfolgte unverzüglich. Bei den Römern wurde überdem der Verurteilte dann nackt ans Kreuz geschlagen. So wurde auch der Sohn Gottes, Jesus Christus von Nazareth, vor seiner Kreuzigung rücksichtslos entkleidet und verspottet. … und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an … (Matth. 27, 28) Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an und führten ihn hinaus, daß sie ihn kreuzigten. (Mark. 15, 20).
Die Christen der Gemeinde von Laodicea hatten einst die Reinigung von ihren Sünden durch das Blut Jesu Christi erfahren. Allerdings haben sie dann durch Lauheit, Trägheit und Weltoffenheit ihre weißen Kleider der Unschuld verloren. Damit aber ihre Blöße nicht offenbar werde, bietet der erhöhte Herr ihnen aufs neue die Kleider des Heils und der Gerechtigkeit an. Mit diesen bekleidet, sollen sie dann in begeisterter Ergriffenheit wiederum jubeln und jauchzen können: Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt. (Jes. 61, 10).
Menschen mit fehlendem Sehvermögen gelten im praktischen Leben als blind. Blindheit ist ein bedauernswerter Zustand, denn er ist eine Zusammenfassung allen Elends. Wer blind ist, findet sich im Leben schwer zurecht, denn er ist auf fremde Hilfe angewiesen. Genauso ist es auch im geistlichen Leben. Wer geistlich blind ist, der sieht das Licht am hellen Tage nicht; er lebt dahin in einem religiösen Dämmerzustand. Er ist auch blind für das Licht des prophetischen Wortes und geht vernebelt und verträumt an den Zeichen der Zeit achtlos vorüber mit der gleichgültigen Bemerkung: Es war ja schon immer so.
Deshalb heißt es auch:
Wie ist die Welt so blind und tot
Und schläft in Sicherheit
Und meint, des großen Tages Not
Sei noch so fern und weit!
Und deswegen sollte die Bitte an den erhöhten Herrn lauten:
Jesu, gib gesunde Augen,
Die was taugen,
Rühre meine Augen an;
Denn das ist die größte Plage,
Wenn am Tage,
Man das Licht nicht sehen kann.
Die göttliche Erziehungsmethode sollten wir auch bei unseren Kindern immer beachten: Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich. Im Hebräer-Brief steht: … der zu euch redet als zu seinen Kindern (Spr. 3, 11.12): „Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er straft einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.“ (Hebr. 12, 5-6). Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind. (Hebr. 12, 11).
Das besagt doch, daß auch in der Gemeinde von Laodicea noch Seelen sind, die der Herr lieb hat. Darum sucht er sie heim mit mancherlei Anfechtungen und Trübsalen, um sie innerlich zu lösen von allen sie umgebenden Verlockungen dieser Welt. So sind auch in der großen Weltkirche noch Seelen, die ein tiefes Verlangen nach dem Herrn im Herzen tragen. Damit sie aber würdige Bürger des himmlichen Reiches werden können, muß der Herr sie durch mancherlei Leiden und Trübsal dafür zubereiten. Petrus schreibt: Weil nun Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn; denn wer am Fleisch gelitten hat, der hat aufgehört mit der Sünde, daß er hinfort die noch übrige Zeit im Fleisch nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes lebe. (1. Petr. 4, 1-2).
Da bei Gott immer die Gnade vor dem Gericht kommt, ergeht auch hier noch einmal der mahnende Bußruf: So mache dich auf und tue Buße! Buße tun, heißt eigentlich Sinnesänderung, Umdenken und Umkehr von dem verkehrten Wege zurück zu Gott. Sie ist das einzige Mittel, wodurch wir Gott gnädig stimmen und auch mit ihm ins Reine kommen können. Sie duldet keinen Aufschub, denn aufgeschoben ist hier aufgehoben. Im griechischen Urtext steht für Buße das Wort: metanoia = metanoia, was im Konkordanten Neuen Testament mit: Umsinnung übersetzt wird.
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.Siehe, bedeutet immer, es folgt jetzt eine wichtige Mitteilung, die nicht nur akustisch, sondern vielmehr optisch als Zeugnis für spätere Generationen festgehalten werden soll. Kein anderer und geringer als Jesus Christus, Gottes Sohn, der König aller Könige und Herr aller Herren, steht vor der Tür. Der kurz vor seiner Himmelfahrt gesagt hat: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. (Matth. 28, 18).
Dieser allmächtige Sohn des lebendigen Gottes, der Herr der Gemeinde, steht draußen vor der Tür. Welch eine Tragödie! Schon bei seinem Erdenwandel wurde er von den Menschen immer vor die Tür gesetzt. Da draußen verläuft seine ganze Lebensgeschichte, von seiner Geburt an, bis zu seinem Tode:
… denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. (Luk 2, 7).
Und am Ende hat er: … gelitten draußen vor dem Tor. (Hebr. 13, 12).
Die mit dem Zeit- und Weltgeist paktierende, christuslose Kirche der Endzeit hat es nun soweit gebracht, daß sie für den Herrn der Gemeinde, der da wandelt unter den sieben Leuchtern, keinen Platz mehr in ihrer Mitte hat. Sie hat ihn mit all dem gottlosen Kram verdrängt und hinauskomplimentiert aus dem Raum der Gemeinde und hat dafür dem Zeit- und Weltgeist Tür und Tor geöffnet. Dieser ist, ohne auch nur zu zögern, mit seiner ganzen Verführung zur Ungerechtigkeit in jeder Form widerstandslos eingezogen.
Das erinnert an die Geschichte von der Mutter mit den Kindern im Schlitten, die von Wölfen verfolgt wird, und die ein Kind nach dem anderen hinauswirft, um wenigstens das eine zu retten. Aber schon längst ist der Zeitpunkt gekommen, wo sie (die Kirche nämlich) auch dieses letzte Kind hinausgeworfen hat. Und das ist Jesus Christus, mit ihm hat sie allen Ballast abgeworfen!
Wenn Jesus Einlaß begehrt, dann klopft er höflich an, das ist seine liebende und vornehme Art. Auch dann, wenn er durch Leid und Trübsal anklopfen muß, sind es doch Liebesabsichten. Dagegen aber steigt und bricht der Teufel überall dort ein, wo immer sich für ihn eine Gelegenheit bietet, denn er ist ein Dieb und Mörder von Anfang an. Ihr habt den Teufel zum Vater … Der ist ein Mörder von Anfang … (Joh. 8, 44) Wer nicht zur Tür hineingeht … , der ist ein Dieb und Räuber. (Joh. 10, 1).
Im Himmel gibt es nur Freiwillige, deswegen steht auch hier das unbestimmte Fürwort: so jemand. Das besagt, daß es jedem einzelnen freigestellt ist, sich für das Anklopfen des Herrn zu interessieren und darauf entsprechend zu reagieren. Dazu ermahnt Petrus: Und da ihr den als Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk, so führet euren Wandel, solange ihr hier als Fremdlinge lebt, mit Furcht. (1. Petr. 1, 17). Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person, Herkunft oder Stand.
Wer im Stimmengewirr der Endzeit nicht irgendeine beliebige, sondern die Stimme seines guten Hirten heraushört, der ist gemeint. Jesus sagt: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. (Joh. 10, 27). Weiter spricht Jesus: Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. (Joh. 18, 37). Und außerdem: … und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. (Joh. 8, 32).
Dazu gehört auch eine Bedingung, die wir zu erfüllen haben, nämlich: die Tür aufzutun. Obwohl Jesus Christus alle Schlüssel hat (Offb. 1, 18; Offb. 3, 7), mit denen er sich den Eingang zu den verschlossenen Räumen unseres Herzens verschaffen könnte, so wendet er trotzdem keine Gewaltmittel an. Er überläßt das Öffnen der Tür folglich dem Menschen selbst, denn hier erlaubt Gottes Liebe keinen Druck und Zwang, daher auch nur ein vorsichtiges, zartes Anklopfen. … auf daß, wenn er kommt und anklopft, sie ihm alsbald auftun. (Luk. 12, 36).
Wenn es hier heißt, zu dem werde ich eingehen, so sehen wir daran, daß es in der abgefallenen Kirche der Endzeit nicht mehr um die Masse, sondern nur noch um den Einzelnen persönlich geht. Zu dem wird er eingehen und ihn mit dem ganzen Reichtum seiner Herrlichkeit beglücken.
Das Abendmahl ist so der Höhepunkt aller Gemeinschaft, die wir mit Jesus Christus erleben dürfen, denn darin teilt er sich uns selbst mit. Darum verpflichtet uns auch die Feier des Abendmahles zur Dankbarkeit und Anbetung für das vollbrachte Opfer der Erlösung durch Jesus Christus und erinnert uns an seine baldige Wiederkunft. Denn sooft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, verkündigt ihr des Herrn Tod, bis daß er kommt. (1. Kor. 11, 26).
Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Thron. Wer ein Überwinder ist und wodurch er sich in seinem Verhalten auszeichnet, haben wir in der Betrachtung der vorigen Sendschreiben bereits mehrfach erwähnt. Hier den Überwindern aus der Gemeinde von Laodicea, der in der Endzeit vorherrschenden Kirche, ist eine herrliche Zusage gegeben. Sie sollen nicht auf der Anklagebank, sondern mit Jesus Christus auf dem Richterthron sitzen. Das ist eine gewaltige, alles Denken überragende Verheißung, was auch durch andere Zeugnisse des Neuen Testamentes bestätigt wird. Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun die Welt soll von euch gerichtet werden, seid ihr dann nicht gut genug, geringe Sachen zu richten? Wisset ihr nicht, daß wir über Engel richten werden? Wieviel mehr über die zeitlichen Güter. (1. Kor. 6, 2-3).
Wie alle Sendschreiben, erhält aus dieses die dringende Aufforderung des Herrn zum Hören, die auch hier, wie in den letzten vier Briefen, am Schluß des Sendschreibens steht: Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Mit diesen Worten betont und unterstreicht der Herr Jesus Christus die Notwendigkeit des rechten Hörens. Dieses Hören kann nur dann erreicht werden, wenn der Heilige Geist dem Hörer die Ohren für seine Botschaft geöffnet hat, so daß er hört, wie ein Jünger. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, daß ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. (Jes. 50, 4-5).
Der Heilige Geist – und niemand anders – ist der alleinige kommissarische Verwalter der Gemeinde Jesu Christi auf Erden. Er steht deshalb in ständiger Verbindung mit den einzelnen Gliedern der Gemeinde Jesu Christi, welches da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt. (Eph. 1, 23).
Seine Aufgabe an den Gliedern der Gemeinde sind:
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, (1) der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; (2) sondern was er hören wird, das wird er reden, (3) und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. (4) Derselbe wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen. (Joh. 16, 13-14).
Das Schlüsselwort: Laß nicht lau und träg dich finden!
Die Dauer der Gemeinde zu Laodicea (Zeitraum): etwa von 1906 n. Chr. bis zur Wiederkunft Jesu Christi zur Entrückung der Gläubigen und der darauffolgenden Einmündung aller Religionen in die Welteinheitskirche der Endzeit, die in Kapitel 17 und 18 beschrieben wird. Die Dauer könnte rund 100 Jahre betragen, was aber erst noch durch die Zeichen der Zeit bestätigt werden muß.
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